Hans Calmeyer Archiv Osnabrück

Sammlung Niebaum

Findbuch

bearbeitet von Dr. Joachim Castan
 

 
Vorbemerkung

Im Calmeyer Archiv Osnabrück. Sammlung Niebaum befindet sich in erster Linie das geordnete Archivmaterial und die bibliographisch erfaßte Literatur aus der Materialsammlung von Herrn Peter Niebaum für sein Manuskript „Ein Gerechter unter den Völkern“. Hans Calmeyer in seiner Zeit (1903–1972).
Für die vom Bearbeiter übernommenen disparaten Quellen- und Literaturauszüge mußte zunächst eine einheitliche Systematik entwickelt werden. Der Leitgedanke war dabei nicht das Provenienz – sondern das Pertinenzprinzip. Diese Vorgehensweise läßt sich leicht erklären: Während der deutschen Besatzung der Niederlande wurde Schriftgut sowohl am Ort selbst verwahrt als auch in Kopie oder als Mehrfachausfertigung an Behörden nach Berlin gesandt. Identische Schriftstücke befinden sich heute deshalb sowohl im Staatsarchiv Potsdam als auch im Institut für die Geschichte der Niederlande während der deutschen Besatzungszeit (= RIOD) in Amsterdam. Die Überlieferung eines Schriftstückes – entweder in Potsdam oder in Amsterdam – folgt somit keiner Ablagesystematik, sondern ist eher zufällig. Für eine Ordnung der Archivalien von und über Calmeyer ist jedoch eine inhaltliche Aufarbeitung wichtiger als der Zufall, wo sich diese Archivalien heute befinden. Um die originalen Verwahrorte für eine wissenschaftliche Überprüfung trotzdem sofort identifizieren zu können, wurden die kopierten Archivalien im Calmeyer Archiv in diesem Findbuch mit der Angabe des jeweiligen Ursprungsarchivs gekennzeichnet.

Das Calmeyer Archiv beruht zur Zeit auf fünf Provenienzgruppen:

 

Hinzu kommen zusätzliche Materialien, die der Autor Niebaum über Jahre  gesammelt hat. Es handelt sich dabei um:

 

Die Grundüberlegung bei der Ordnung und Verzeichnung bestand darin, die eigentlichen zeitgenössischen Quellen und die spätere Forschungs- und Erinnerungsliteratur streng voneinander zu trennen. Mit dieser Prämisse wird eine wissenschaftliche Aufarbeitung und Überprüfbarkeit des Themas erleichtert. Mit Hilfe dieser Ausdifferenzierung werden einerseits die verschiedenen Quellengattungen und andererseits deren jeweilige historische Wahrheitsrelevanz deutlich.
Die offene Struktur der Systematik erlaubt, daß das Archiv leicht ausgebaut werden kann. Durch das vorliegende Verzeichnis wird zudem klar, welche Schwerpunkte bis jetzt gesetzt wurden und wo noch Ergänzungen angebracht sind.
 

Ordnungsschema Calmeyer Archiv, Osnabrück
 
0. Archivhilfsmittel und Bestandsübersichten
 
A. Primärquellen

1. Familie, Genealogie und Herkunft, vor 1903.
2. Dokumente aus der Kinder- und Jugendzeit (Osnabrück, Gnesen und Naumburg).
3. Studium und Referendarzeit, Freiburg, Marburg, München, Jena, Berlin, Halle/Saale.
4. Übrige Originalquellen, 1903–1932.
5. Tätigkeit als Rechtsanwalt in Osnabrück, 1930–1939.
6. Übrige Originalquellen, Leben im „Dritten Reich“, 1933–1939.
7. „Dienststelle Calmeyer“ in den Niederlanden, 1940–1944.
8. Übrige Originalquellen der deutschen Besatzungsmacht in den Niederlanden und von Verwaltungs- und Polizeibehörden im Reich, 1940–1945.
9. Internierung Calmeyers in Scheveningen, 1945–1946.
10. Calmeyer als Rechtsanwalt und „Kulturaktivist“ in Osnabrück, 1946–1972.
11. Übrige Originalquellen, 1946–1972.
12. Literarische Miszellen, die nicht von Calmeyer stammen, sich aber in dessen Nachlaß befinden.

 

B. Sekundärquellen

 

1. Erinnerungen und Reflexionen von Calmeyer selbst aus der Rückschau über seine Zeit in den Niederlanden (einschließlich Rundfunk- und Fernsehinterviews sowie Gesprächsprotokollen).
2. Reflexionen, Oral-history von Zeitzeugen und Familienangehörigen, Gesprächsprotokolle.
3. Briefwechsel Calmeyers mit Zeitzeugen und Historikern über die Besatzungszeit.
4. Tagebücher und Manuskripte Eberhard Westerkamp.
5. Familienarchiv Heinrich Miessen, Linnich.

 

C. Erinnerungs- und Forschungsliteratur, Artikel

 

1. Familie, Genealogie und Herkunft.
2. Literaturauszüge zur Geschichte von Osnabrück, Gnesen und Naumburg (zum Zeitraum 1903–1930).
3. Zeitgeschichtliche Forschungsliteratur zu den Universitäten Freiburg, Marburg und München. Hitlerputsch in München, Berlin vor der „Machtergreifung“.
4. Orts- und Lokalgeschichte Osnabrück (zum Zeitraum 1930–1945).
5. Allgemeine Forschungsliteratur: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg (zum Zeitraum 1933–1945).
6. Judenverfolgung und Vernichtung: Täter und Opfer (zum Zeitraum 1933–1945).
7. Möglichkeiten und Grenzen des Widerstands und zivilen Ungehorsams (zum Zeitraum 1933–1945).
8. Die deutsche Besatzung der Niederlande (zum Zeitraum 1940–1945).
9. Artikel und Abhandlungen zu Calmeyer und dessen Rettungswerk in den Niederlanden, 1946ff.
10. Orts- und Lokalgeschichte Osnabrück (zum Zeitraum 1946–1972).
11. Literatur Bundesrepublik und die „Aufarbeitung“ der nationalsozialistischen Vergangenheit, Restaurationstendenzen, Problematik „Zweite Schuld“, 1946–2000.
12. Rezeption Calmeyer, Yad Vashem Ehrung, Streit um Calmeyer usw.

 

D. Photos, Karten, Multimedia
Darin: Tonbandprotokolle, Videomitschnitte, Texte auf Disketten.
 
E. Literarische Miszellen
Darin: Miszellen, die nicht von Calmeyer stammen und sich nicht in dessen Besitz befanden.
 
F. Forschungs- und Publikationstätigkeit Peter Niebaum

1. Forschungsarbeit, Korrespondenz mit Archiven, Behörden, Privatleuten und Zeitzeugen, 1988–1998.
2. Skizzen, Entwürfe und Fassungen des Buchmanuskripts, 1988–1999.
3. Korrespondenz und Dokumente im Zusammenhang mit dem Lektorat und der Publikation, 1989ff.

 

Die Signaturenvergabe wurde so gewählt, daß die einzelne Signatur für sich „sprechend“ ist.
Bei „A7, 1942.18.06.“ handelt es sich beispielsweise um eine Quelle aus der Dienststelle Calmeyer aus dem Juni 1942.
Bei „C6 1992.18.01.“ handelt es sich um einen Forschungsartikel zum Thema Judenvernichtung von 1992.